Heute morgen stelle ich fest, dass sich der Fuss um einiges besser anfühlt. Ich bin erleichtert darüber 😅. Nachdem ich den Rucksack fast fertig gepackt habe, gehe ich zum Frühstück. Die Gastgeberin ist eine nette Frau und hat den Tisch schön zubereitet. In solchen Momenten fühle ich, dass es mir auch Freude bereiten würde, ein B&B zu führen...
Nach dem Frühstück "schultere" ich meinen Rucksack und gehe zum Platz, wo zwei Busse 🚌🚌 stehen. Leider finde ich dort keine Information, ob ich das Ticket nach Pont-Saint-Martin im Bus lösen kann, und wann genau er fährt. Ich meine mich jedoch zu erinnern, dass er um 11 nach 10 fahren soll. Da die beiden Busse leer sind, und auch kein Chauffeur in Sicht, laufe ich ein wenig die Strasse runter. Evtl befindet sich die Haltestelle ja an der Strasse und dies ist nur ein Parkplatz?
Letzter Blick auf Verrès
Just in dem Moment, als ich mich umdrehe und Richtung Platz zurück blicke, fährt der Bus auf den Platz. Mit einem kleinen Sprint versuche ich, noch rechtzeitig anzukommen, aber da ist er schon wieder losgefahren 😄
Naja... Tranquillo... Es ist 10:15 Uhr und ich habe noch den ganzen Tag Zeit. Also beschliesse ich, nicht zum Bahnhof zu gehen und einen Zug zu nehmen, sondern nochmals ins Dorf zu schlendern. Ein wenig neidisch bin ich auf die beiden Wanderer, die ich im Dorf sehe. Aber auch wenn sich mein Fuss besser anfühlt, ist es mir ein Anliegen, Sorge zu tragen. Und heute ist mindestens ein Tag zu früh, um zu Fuss weiterzugehen.
Nach einem kurzen Halt in einer Bar und der Information, dass ich die Tickets nur im Bus kaufen könne, gehe ich rechtzeitig und geduldig zurück zum Busbahnhof.
Steinbogenbrücke aus der Römerzeit, Pont-Saint-Martin
In Pont-Saint-Martin verbringe ich ca 2h. Die ganze Stadt ist geschmückt, sie feiern ab heute abend für ein paar Tage irgendein historischen Karneval..
Ich treffe auf einen jungen Italiener, den ich auf dem Grand-Saint-Bernard Pass schon angetroffen hatte. Wir unterhalten uns ein wenig, dann esse ich etwas und nehme um viertel vor 2 den Bus nach Ivrea. Irgendwie fühlt es sich doch ein wenig seltsam an 🙈
Es irritiert mich, dass ich so schnell von einem Ort zum anderen gelange. Ich war nun 9 Tage zu Fuss unterwegs, brauchte Stunden um von A nach B zu gelangen. Der Weg hatte meinen Tag ausgefüllt - nun gelange ich von A nach C in 30 Minuten...
Ich fühle mich erschöpfter, als wenn ich 5h gegangen wäre. Was mir fehlt, ist ein Tagesziel... Solange ich jeden Tag gehen kann, habe ich das. Weiss, was zu tun ist. Doch was tue ich nun, da ich mich noch schonen möchte?
Blick über Ivrea
Um 14:30 Uhr steige ich in Ivrea aus dem Bus. Ich schlendere ein wenig herum, esse ein Limoneneis, mache mir Gedanken über die nächsten Tage. Aber es will nicht so recht gelingen. Ich fühle mich ein wenig ruhelos, damit verbunden irgendwie unwohl in der Stadt.
Ich brauche einen Plan. So gehe ich aus den relativ engen Gassen raus und hoch zum Dom. Einige Zeit kann ich mich nicht entscheiden, ob ich in Ivrea bleiben oder noch nach Santhià fahren soll. Als ich mich entscheide, nach Santhià zu fahren, hat das B&B dort keine freien Zimmer mehr für heute. Also bleibe ich doch in Ivrea 😄
Wege...
Nicht allzuweit vom Dom finde ich schliesslich eine Unterkunft. Es hat sogar eine Waschmaschine. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie lange sie wohl für einen Durchgang benötigt, wasche ich meine Kleider. Gute 45 Minuten später klingt die Maschine wie eine alte Diesellokomotive den Berg hinauf 🙈 Der Schleudergang hat eingesetzt.
Nun mache ich mich daran, die nächsten Tage zu planen. Ich werde, obwohl es bereits viel besser geht, morgen nochmals einen Tag ohne wandern verbringen.
Bevor die Sonne ganz weg ist gehe ich nochmals zum Dom hoch - die Aussicht ist befreiend - und danach trinke ich ein Bier. Nach zwei Tagen Gesellschaft des Holländers fühlt es sich auch wieder anders an, mit mir alleine zu sein. Aber, ich bin den Weg bewusst alleine gestartet und weiss, dass ich es geniessen kann.
In diesem Sinne...
Zeichnung in Ivrea
Ich bin gespannt, wie ich die kommenden Tage - ganz frei - gestalten werde.
Ich befinde mich hier
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