
Als ich heute morgen das Bed & Breakfast verließ, begab ich mich zuerst ans untere Ende des Dorfes. Dort steht eine Klosterruine aus dem 11. Jahrhundert.

Der Jakobsweg führt daran vorbei und südlich Richtung Schwarzenburg, Guggisberg. Ich ging wieder zurück in den Dorfkern und nahm die Route des 3er, der Nordwestlich zeigt. Der Weg führte erst gemütlich geradeaus und aufwärts, und ich lief einige Zeit durch das Schwarzenburgerland mit den verstreuten Bauernhöfen. Dabei kam ich an gemütlichen Plätzchen vorbei..

Bald begann der "Abstieg" Richtung Schwandbach und Schwarzwasser (auch ein Fluss).

Ich kam an einem Bauernhof vorbei, bei dem vier Pferde auf der Koppel weideten. Gerne hätte ich eines genommen und wäre ein Stück weit geritten. Einfach aus Freude.. Etwas weiter abwärts führte eine kleine Brücke über den Weidligraben, in diesem mehr ein Rinnsal von Wasser als ein Fluss fließt.
Weiter unten kam ich zur Beton Brücke über den Schwandbach, die 1933 vom Schwarzenburger Ingenieur Robert Maillart als erste Bogenbrücke der Welt erbaut wurde. Etwa ein Kilometer weiter führte der Weg dann noch über das Schwarzwasser.

Nach der Brücke über das Schwarzwasser führte der Weg zuerst etwa 1 km der Strasse entlang, bevor er erneut in den Wald führte, eine kleine Gasse hinauf. Die Gasse mündete über in einen schönen Waldweg. (Sense Schwarzwasser ist ein Naturschutzgebiet. Ein Auengebiet von nationaler Bedeutung).

Flieder am Strassenrand
Einmal auf der Höhe wieder angelangt, ging ich schöne Feldwege und auch noch ein Stück der Strasse entlang bis nach Schwarzenburg..

Dabei begegne ich einem Schild das besagt, dass es noch 1775km und 346h bis nach Santiago ist. Und für einmal bin ich froh mein Ende des Weges in der Schweiz zu wissen. Aber vielleicht ist es eine Frage der Geschwindigkeit 😆

Gerne hätte ich auf dem letzten Kilometer vor Schwarzenburg mein Mittagessen eingenommen, mich irgendwo hingesetzt und ein wenig entspannt. Aber da der Wind noch fest blies, ging ich runter ins Dorf und setzte mich beim Bahnhof auf eine windgeschützte Bank. Auf dem Weg kam mir eine Frau auf einem Flyer bergan entgegennehmen, bremste, und fragte, ob ich irgend etwas benötige. Wir hatten ein kurzes Gespräch und sie hatte mir gesagt, dass die auch schon längere Touren unterwegs gewesen war, unter anderem auf dem Jakobsweg bis zur spanischen Grenze. Es ruft mir in Erinnerung, und macht mich darauf aufmerksam, dass ich mich glücklich schätzen kann, einfach so gehen zu können. In vielfachem Sinne.

In Schwarzenburg am Bahnhof ass ich mein Mittagessen aus dem Rucksack und machte mich dann auf die verbleibenden gut 8 km, welche mich nach Guggisberg brachten. Leider führte die erste halbe Stunde komplett über eine geteerte Straßen, wieder ein wenig aufwärts, bis der Weg von der Straße abzweigte und nun zwar auch auf einem befestigten, aber mit Steinen bedeckten Weg weiterführte. An Bauernhöfen vorbei ging es stets aufwärts Richtung Ruggershorn. Abwechslungsweise über Felder, Wiesen, Wege und durch Wald.

Ich war froh, an einem Brunnen frisches Wasser trinken und meine Flasche auffüllen zu können. Das Wasser vom Brunnen schmeckte viel besser als das aus der Unterkunft letzter Nacht...
Mit seinen 1283 MüM lag das Guggershorn meist in Blickweite - diese Höhe galt es heute zu bezwingen.
Auch heute entlockt mir der Weg immer mal wieder ein ach so schön!

In Walehus bot mir der Wegweiser die Möglichkeit, übers Guggershorn oder aber direkt nach Guggisberg zu wandern.
Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Auch entpuppte sich der Weg als breiter Waldweg, gesäumt mit Tannennadeln Tannzapfen und so weiter, ganz weich und angenehm zum gehen. Als plötzlich eine halbe abgefressene Tannzapfe von einem Baum runterfiel, hob ich den Blick, um das Eichhörnchen zu suchen, welches mich da bewarf... 😄 Aber ich konnte es nicht sehen.

33 Stufen, und dann nochmals 60 Stufen führten mich bis aufs Guggershorn. (nicht Schwindelfreien sei meinerseits von den letzten 60 abgeraten)

Mit dem Abstieg vom Guggerhorn kam auch die Sonne wieder etwas mehr zum Vorschein und ich hoffte, dass meine Unterkunft eine Terrasse hat, wo ich mich bestenfalls im Windschatten hinsetzen und ankommen konnte. Eine viertel Stunde später war ich angekommen. Aber es kam anders - ich fand alle Türen verschlossen vor und ein Schild "heute geschlossen". War dann froh darüber, telefonisch jemanden erreicht zu haben und der Einlass ist mir gewährt worden 😅
Ich habe sensationell zu Abend gegessen 😋 und verkrieche mich nun bald unter die Decke.
Morgen geht es weiter bis nach Schwarzsee.
Kleine Notizen am Ende; das Wetter ist nicht nass aber nach wie vor kühl und windig..
Blasen? Eine seit einer Woche, mit Blasenpflastern kein Problem und heute habe ich am kleinen Zeh eine weitere kleine Blase entdeckt. Aber das klappt schon. Ansonsten fühle ich mich gut, ab und an ein wenig Schmerzen im Oberarm (vermutlich Muskelkater vom Gehen mit den Stöcken) und vor 2 Tagen hat mein linkes Knie hinten geschmerzt. Das ist heute aber wieder viel besser gewesen 😅
Routenverlauf https://strava.app.link/YzNLaPMYzgb

Guggershorn
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