top of page

Tag 12 - Camerino - nach Hause

Autorenbild: Brigitte WanderlustBrigitte Wanderlust

Camerino liegt heute morgen im Nebel, Nebelschwaden hängen auch über der Wiese. Sie hüllen den Morgen in eine sanfte Stimmung.


Nach dem Morgengebet und Gesang der vier Schwestern gehe ich kurz nach 7 Uhr los. Zum Busbahnhof. Ich habe mir gestern Abend ein Zugticket nach Hause gekauft. Warum? Ich spüre, dass ich im Moment lieber nach Hause fahre, Zeit mit meiner Familie und Freunden und in meinem Daheim verbringe. Dort weitergehen, statt die Wege in Italien weiterzugehen. Dazu hab ich ehrlich gesagt grad gar keine Lust mehr. 🤭


Camerino im Nebel


Oft hab ich vor meinen Wanderungen gesagt, ich geh einfach los, und wenn ich keine Lust mehr hab fahr ich wieder nach Hause. Dass es eintreffen würde, das hätte ich nicht erwartet. Doch es fühlt sich rund an.


Die kurze Zeit im kleinen, extra eingerichteten Gastraum bei den vier Schwestern von gestern / heute, die Herzlichkeit der Suore Christiana und die Gedanken haben meine Wanderschaft auf ihre Art und Weise perfekt abgeschlossen. Gestern Abend während der Vesper haben sie das Ritual der Fusswaschung durchgeführt und wir haben gemeinsam ein Gebet für Pilger gesprochen. Nicht nur die Wanderschaft kann eine Pilgerreise sein, sondern auch das Leben.


Gemäss dem Busfahrplan fährt der Bus zum Bahnhof Castelraimondo-Camerino um 7:30. Als an der Bushaltestelle um 07:32 noch kein Fahrzeug eingetroffen ist, werde ich schon ein wenig ungeduldig. Diese Gewohnheit an den schweizerischen ÖV... Ein Chauffeur spaziert daher, ob dieser den Bus fährt, der mich zum Bahnhof bringen soll? Aber nein, er fährt woanders hin. Um 7:40 kommt der Bus schliesslich und bringt mich rechtzeitig zum Bahnhof, von wo ich meine Heimreise antrete, die ein paar Stunden dauern wird.


Je länger ich im Zug unterwegs bin umso "richtiger" fühlt es sich an.



Ein grosses Dankeschön an alle, die mich bis hier hin begleitet, meine Berichte gelesen oder mir eine Nachricht gesendet haben. Und für die Unterstützung.



Mit diesen und folgenden Gedanken fahre ich nun gemütlich nach Hause.



Auszug vom Buchdeckel eines "Buch des Pilgers"

Gehe, renne, fliege auf Gottes Weg.

Tugendhafte gehen, Weise rennen, Liebende fliegen.


Wenn du laufen kannst, gehe nicht. Wenn du fliegen kannst, laufe nicht, denn die Zeit ist kurz.


Es wäre töricht, wenn jemand, der an einem Tag auf einem kurzen, flachen und sehr einfachen Weg nach Rom gehen kann, vier Tage brauchen und einen sehr rauen und schwierigen Weg gehen wollte.


Nehmt, nehmt diesen kurzen, süßen, sanften und sicheren Weg, der euch ins Paradies führt!



 
 

Comments


bottom of page