Nach einem gemütlichen Konzert gestern Abend auf dem Dorfplatz habe ich ausgezeichnet geschlafen. Seit einigen Nächten die erste, in der ich nicht mitten in der Nacht aufwache. Es ist 20 vor 7, als der Wecker klingelt. Das nächste mal, als ich auf die Uhr schaue, sind bereits 20 Minuten verstrichen...

Start in den wolkenvergangenen Tag
Ich habe mich gestern entschieden den Zug um 8:15 ins Nachbardorf zu nehmen, dass ich um 8:30 loswandern kann. Das Wetter ist angenehm, der Himmel ist bedeckt, aber ich möchte gegen 15h ankommen. Somit habe ich nach der Ankunft Zeit, auszuruhen. Es liegen doch gut 20km vor mir, nach 3 Tagen nicht wandern..
Diese Entscheidung von gestern Abend treffe ich heute morgen noch einmal. Einen kurzen Moment reizt es mich, noch eine halbe Stunde liegen zu bleiben und den Zug um 9:15 zu nehmen. Später bin ich froh, es nicht getan zu haben. 😅

Das Zeichen / eine Figur des Pellegrino begegnete mir heute an vielen Orten
Gestern und heute geht mir das Thema "Entscheidungen" durch den Kopf. Jeden Tag treffe ich sie, manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Was ich am Morgen anziehe ist auf Wanderschaft eine kleine Entscheidung, es ist immer dasselbe. Und doch hätte ich noch ein anderes Shirt... Und vorallem, andere Schuhe. Diese Entscheidung, ob ich die Schuhe oder die "Wandersandalen" anziehe, fälle ich heute morgen sehr bewusst. Nach den Blasen hab ich das Vertrauen in die Schuhe ein wenig verloren. Da ich jedoch anderweitig ausgerüstet bin, um Druckstellen frühzeitig zu entlasten, ziehe ich die Schuhe erneut an. Ich spüre, dass es an beiden kleinen Zehen ein wenig drückt und klebe später Pflaster auf.
Frühstück - ebenfalls eine Entscheidung. Was nehme ich vom Buffet.. Trinke ich Kamillentee (es geht mir gut - ich mag ihn einfach 😄) oder Kaffee...

Am Ende - oder Anfang - verlasse ich das Hotel um 8 Uhr. Der Bahnhof liegt gleich daneben. Ich löse ein Ticket, gehe aufs Perron. Als ich die Geldbörse in Händen halte kann ich meine Identitätskarte nicht finden. Der Zug fährt in 3 Minuten... Ich laufe zurück zum Hotel, frage danach. Nix. Als ich im Zug sitze, finde ich sie in der Tasche des Hüftgurtes... 😅 Vielleicht kann ich mich in Zukunft dafür entscheiden, die ID immer gleich zurück ins Portemonnaie zu stecken.
In San Germano Vercellese kaufe ich ein Brötchen und einen Apfel. Und eine kleine Dose Thunfisch. Leider gibt es keine Oliven im Offenverkauf 🙈

Brücke über einen der Kanäle
Die Wanderung verläuft heute ebenaus, meistens entlang von Reisfeldern. Bereits 2h später, um 10:20 Uhr, sehe ich meinen heutigen Zielort Vercelli in der Ferne. Auf dem Weg dahin passiere ich nur ein einziges Dorf, wo ich eine kurze Mittagsrast mache. Da die Wiese mit den Sitzbänken vor der Kirche voller Mücken ist, entscheide ich mich für eine Rast am Brunnen. Und verteile gleich ein Antimückenmittel auf meinen Armen 😅
Entlang den Reisfelderen gibt es nicht viel zu besichtigen. Ab und zu ein Sommervogel der orange strahlt, wenn er fliegt. Oder ein paar Blumen..
Kurz nach dem Dorf geht der Weg in eine andere Richtung, als ich erwarte. Gemäss meinen zwei GPS Routen / Büchern geht er geradeaus, die Kleber der Via Francigena weisen jedoch nach links.. Ich prüfe jene (heute offizielle) Route und entscheide mich, trotzdem geradeaus zu gehen. Ich möchte nicht 2,5km weiter gehen als geplant...

Ein weiteres Reisfeld und seine Wasserversorgung
Nach 15 Minuten beginnt es zu regnen. Ich ziehe meine Regenhose an und nehme den Knirps aus dem Rucksack. Diese werden, bis ich um 14:30 Uhr an der Piazza Cavour bei einem Bier sitze, meine Begleiter bleiben. In dem Moment bin ich froh, um. 8:30 losgegangen zu sein.
Weitere 30 Minuten - in leichtem Regen - geht alles gut, doch dann stehe ich vor einer Absperrung.

Kein Durchkommen
Da ging offensichtlich noch vor 3 Jahren der offizielle Weg entlang. Zumal eines meiner Bücher aus dem Jahre 2019 ist..
Also drehe ich links ab und gehe damit dem gesperrten Weg aus dem Weg... Doch nach 300 Metern ist auch hier ein Schild "Accesso vietato, proprietà privata". Hmmmm.... Dahinter liegt ein Hof, und es wäre eine angenehmen Strasse. Abgeschreckt von den neu scheinenden Tafeln fasse ich den Entschluss, auf den Dämmen der Reisfelder entlang zu gehen... Es gibt gerade Platz für eine, maximal zwei Personen nebeneinander. Doch irgend einen Weg wird es wohl geben. Nach umkehren ist mir nicht zumute 😄

Reisfeld
Somit gehe ich wohl weitere 30 Minuten entlang mal links mal rechts mal geradeaus.... bis ich um 13:15 auf die Strasse trete und in der nächsten Tankstelle einen Kaffee bestelle.
Von da zieht sich der Weg nun weitere 40 Minuten durch die Stadt mit ihren gut 45'000 Einwohnern, über Bahngeleise und am Spital vorbei, bis ich um 14:30 bei der Piazza Cavour ankomme. Ich denke an Rom und daran, dass jene Stadt noch viel grösser ist und ich wohl fast 2h ins Zentrum laufen werde...
Ich bin froh, dass meine Füsse heute mitgemacht haben und es keine neuen Blasen gab 😅🤞🏻 Jetzt geh ich vielleicht Risotto essen - in einer der grössten Reismetropolenstadt von Europa...
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