Bereits als ich heute gegen halb 11 durch die Stadt auswĂ€rts marschiere ahne ich, das ich an diesem Tag ein "Ankunftsbier" geniessen werde - und zwar so richtig đ
Es ist warm, die Sonne scheint. Ich bin froh, als ich nach gut 30 Minuten auf der Strasse, die Stadt auswĂ€rts fĂŒhrt, in einen Landwirtschaftsweg einbiege.
Es geht auf offenem Feld mit den Sonnenstrahlen durch den Tag. Nach kurzer Zeit zeigt mir ein Masten mit von Hand angebrachter Markierung den Weg. Ich denke, hoffentlich bringen sie diese Markierung wieder an wenn der Masten mal ausgetauscht wird..

Eine der wenigen Schattenmöglichkeiten auf der ersten HÀlfte
Auch heute fĂŒhrt der Weg ĂŒberwiegend an Reisfeldern vorbei. Vereinzelt gibt es Maisfelder, einige werden fast ebenso geflutet wie der Reis, was mir seltsam erscheint.
Um 13:30 komme ich ins Dorf Palestro, das einzige zwischen Start und Ende heute. Somit habe ich das Piemont verlassen und befinde mich nun in der Lombardei.

Links Reis, rechts Mais
Die WasserhÀhne im Dorf geben nicht wirklich frisches (kaltes) Wasser her, weshalb ich mich in die Bar setze.
Von da aus sehe ich die Anzeige der Farmacia. Um 13:38 zeigt das digitale Thermometer 31 Grad.. Ich bin froh, bleiben nur noch etwa 1,5h. Da es noch frĂŒh am Nachmittag ist kann ich mich gut noch ein wenig ausruhen, die Beine strecken und im Schatten sitzen, bevor es auf das 2. StĂŒck des Weges geht.
Vor der Bar stehen 2 MotorrĂ€der rum... Damit wĂ€re es eine Sache von 10 Minuten bis nach Robbio, meinem heutigen Ziel. Und erst noch mit Fahrtwind đ

In Palestro nach der langen Pause
Doch ich fĂŒhle mich gut. Lege jeweils ein weisses Tuch ĂŒber den Kopf (das man auch gut ein wenig nass machen kann) und dann die Kappe darĂŒber. So bin ich gegen die Sonne und die MĂŒcken geschĂŒtzt. Wobei ich auch gegen beides Produkte aufgetragen habe... Gibts eigentliche kein Kombiprodukt? Sonnencreme mit MĂŒckenabwehr? đ
Ich spĂŒre, dass mich die Sonne oder das Gehen in der Sonne mĂŒde macht. Ein wenig schliesse ich die Augen.

Auch ein Teil des heutigen Weges
Um 14:15 Uhr zeigt das Thermometer noch 30 Grad (an der Sonne) und ich denke, dass ich so zwischen halb 3 und 3 weitergehen werde.
Ich esse noch die Banane, die ich in Vercelli gekauft hatte und trinke nach der Cola ein Wasser. Ein paar Minuten vor 15h setze ich meine heutige Etappe (auf italienisch: tappa) ausgeruht und mit frischer Energie fort.
Der Weg zeigt sich als angenehm. Oft gibt es ein paar BĂ€ume oder er fĂŒhrt durch lichten Wald, sodass ich nicht komplett der Sonne ausgesetzt bin. Mitten im lichten Wald gibt es ebenfalls ein paar Reisfelder. Ich höre ein paar Frösche und bin froh, am Abend irgendwo etwas anderes als Frösche zum essen zu kriegen..
Ich trage auch heute, zum Schutz vor der Sonne und den MĂŒcken, die langen Hosen. Wobei die MĂŒcken, wie ich in einer kurzen Pause feststelle, ungeniert durch den Stoff stechen...

Einmal ĂŒber den Steg und ein paar Stufen hoch - wohl das einzige aufwĂ€rts heute
Ein wenig spĂ€ter folge ich fĂŒr 2,5km der alten RoutenfĂŒhrung. Spuren zeigen, dass andere denselben alten Weg eingeschlagen haben. Um 16:45, spĂ€ter als ich gerechnet hatte, erreiche ich mein heutiges Ziel. Wobei es wichtig und gut war, dass ich mir eine lange Pause gegönnt habe.
Im BĂŒchlein "der Wanderer", aus dem ich jeden Tag eine Geschichte mit auf den Weg nehme, steht heute als letzter Satz
Heute ist ein Tag der Lebensfreude

Endlich mal Oliven, Artischocken, Tomaten
So ist es gewesen. Es hat Freude bereitet, zu gehen, es hat mir ein zufriedenes GefĂŒhl gegeben, vorwĂ€rts zu kommen, es hat meinem Körper gut getan eine gemĂŒtliche Mittagspause von fast 2h zu geniessen und im Schatten zu sitzen. Und spĂ€ter werde ich zufrieden und mĂŒde ins Bett fallen.
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