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Tag 19 - Orio Litta - Piacenza

Autorenbild: Brigitte WanderlustBrigitte Wanderlust

Aktualisiert: 30. Jan. 2023

Die Sonne steht bereits am Himmel als ich los gehe. Es ist jetzt 8h und schon etwas warm. Nach einem Kaffee und einem kleinen Panini zum Frühstück gehe ich auf einem Feldweg dem Kanal entlang. 20 Minuten später bin ich wieder auf dem Damm, den ich gestern, um ins Dorf zu gelangen, verlassen habe.

Der Hase liess sich leider nicht fotografieren...


Nun geht das Erlebnis los, auf das ich mich gestern am meisten gefreut habe. Nach 10 Minuten erreiche ich das Ufer des Po. Gemäss den Informationen in meinem älteren Buch hat der Po 141 Nebenflüsse und weisst eine Länge von 652km auf. Wobei das mit den Nebenflüssen so eine Sache ist...


Zusammen mit einer anderen Pilgerin, welche bereits gewartet hat, steige ich um 9 Uhr in ein Boot. Ich lieeeebe Boot fahren! Hier an dieser Stelle der heutigen Etappe kann man, auf Voranmeldung, den Po mit dem Boot überqueren und spart so ein paar Kilometer Fussmarsch. Wobei ich später am Tag erstaunt sein werde, dass es trotzdem 25km waren..

Bald beim Damm...


Die Fahrt dauert ca 10 Minuten. Mit der Ankunft am anderen Ufer habe ich die Lombardei verlassen und befinde mich nun in der Region Emilia Romagna. Bereits die 4. Region in Italien, die ich in den letzten zwei Wochen betreten und durchwandert habe.

Der Fährmann bittet uns nach der Fahrt noch zu seinem Haus, erzählt und ein wenig über den Weg, drückt einen Stempel ins Credenziale und will dann 10 Euro von jedem. Soviel ich aus dem Wanderführer lesen kann, ist er eigentlich von einer Organisation angestellt und sollte nichts verlangen. 😄 Aber voilà, es ist okay. Übrigens, durfte ich mich in ein grosses Buch eintragen, bin ich die 426. PilgerIn, die sich dieses Jahr eingetragen hat.

Das Pilgerbuch des Fährmann


So geht es dann weiter auf der anderen Seite des Po in Richtung Piacenza. Ich merke, dass links am Fuss eine Blase entsteht und klebe in der nächsten Ortschaft, nach einem Cola und einem Wasser, ein Pflaster drauf. Weiter geht es für wohl fast 5km der Strasse entlang. In der danach erreichten Ortschaft Malpaga gab es früher die Möglichkeit, durch den Fiume (ital; Fluss) Trébbia zu wandern und nochmals eine Abkürzung zu nehmen. Heute ist diese Route nicht mehr ausgeschildert. Da ich sicher sein möchte, dass es auch funktioniert, frage ich einen Herrn der gerade am Pflastersteine verlegen ist. Er sagt, es sei nicht mehr möglich. Alle Pilger gingen den anderen Weg über Ponte Trebbia (der leider viel mehr auf einem asphaltierten Velo/Fussweg entlang verläuft).

Wegweiser zur kleinen Fähre


So denke ich mir, es hat vielleicht zuviel Wasser. Schade, ich wäre gerne durch ein Flussbett gegangen. Umso mehr staune ich, als ich 2km weiter die Brücke über den Fiume Trébbia überquere. Wo einst Wasser war, ist nur Sand, Gestein, Wurzeln, Bäume zu sehen... Evtl hat der Po nur noch 140 Nebenflüsse... 😉


Die Reisfelder habe ich definitiv hinter mir gelassen. Ich sehe heute Mais, evtl Soja, und, zu meinem Erstaunen, Freilandtomaten.. Aber es regnet wohl so selten hier, und wenn dann lässt die Sonne die Wassertropfen auf den Pflanzen schnell wieder verschwinden.


Ich spüre eine Freiheit, wieder alleine zu gehen und entschiede mich, am Abend in einer Pizzeria etwas essen zu gehen. Die beiden Kanadier werden im selben Ostello wie ich übernachten, aber nach 2 Abenden im Ostello kochen / essen möchte ich mal wieder auswärts essen.

Die Fähre kommt...


Nach einer Autobahnbrücke suche ich kurz den Weg. Einer führt mich nur ins Gebüsch.. Als ich eine Velofahrer sehe, denke ich, der geht wohl auch nicht auf die Autobahn. Ich gehe derselben Strasse entlang und kurz darauf sehe ich die Markierung wieder.


Nun heisst es Geduld haben... Ich gehe wohl fast 4km der Hauptstrasse entlang, die stadteinwärts führt. Sie ist entsprechend befahren. Es ist 13h,als ich von der Strasse in eine Art Fußgängerzone gelange. Kurz darauf komme ich zu einem Brunnen. Ein Blick zu meinem Bein (das ein wenig schmerzt) meine ich einen Bluterguss zu sehen. Ein wenig Wasser über das Bein zeigt dann aber, dass es nur Dreck war.

Der Fluss ohne Wasser....


In der Stadt trinke ich ein Wasser und ein Kaffee. Daraufhin erkundige ich mich bei der Tourist Information, mit welchem Bus ich in die 5km ausserhalb liegende Herberge komme... Erfahren, Ticket gekauft, zur Haltestelle gegangen. Nur fährt dort heute kein Bus aufgrund von... irgendwas.

Zurück zur Information mit einem Foto der Anzeige, dass die Haltestelle heute Nachmittag nicht bedient wird. Mit der Information, dass der Bus an der Piazza Cittadella fährt, mache ich mich auf den Weg. Dort angekommen muss ich erst mal die genaue Stelle finden, wo "mein" Bus nun fährt. Brav warte ich und stelle 2 Minuten später fest, dass er 50 Meter früher haltet. Er ist schon wieder losgefahren als er mich winkend bemerkt und nochmals die Türen öffnet. Nach einer kurzen Verifizierung dass der Bus auch wirklich dahin fährt, wo ich möchte, nehme ich Platz. 20 Minuten später komme ich bei der kleinen Kirche an, wo sich das Ostello befinder. Sie ist geschlossen. Ein Zettel besagt, dass ich den Schlüssel in der gegenüberliegenden Bar holen könne. Doch da sagt man mir, das Ostello gäbe es nicht mehr. Da ich gestern jedoch reserviert habe, bin ich sicher, dass es wieder geöffnet ist (nach Covid...). Ein Anruf, und jemand bringt mir den Schlüssel.

Piazza Cavalli in Piacenza


Nachdem ich geduscht habe, und mich in die Kirche setze, höre ich eine Stimme. Ich bin überrascht, Simona zu sehen welche ich vor 2 Tagen in Santa Cristina kennengelernt habe. Wir beschliessen, später zusammen ein Bier trinken zu gehen. Und gehen dann auch zusammen essen. Es ist eine schöne Herausforderung für mich, nur italienisch zu sprechen. Aber wir können uns ganz gut unterhalten.


Nun mache ich mich daran, die nächsten Tage zu planen. Die beiden Bücher, welche ich mittrage, teilen die nächsten 3 Tage unterschiedlich ein. Mal schauen, was mir zusagt - und gut zu wissen, dass es Alternativen gibt.. Denn die Wetteraussichten bleiben heiss 😅 Und der Schmerz an meinem rechten Fuss bedarf ein wenig Heilung.

Im Innern der Kirche bei meiner Unterkunft


Was ich übrig es noch nicht herausgefunden habe, ist, ob Fussgänger Vortritt haben oder es nur aus good will geschieht... wenn dann mal ein Auto anhält..


So bin ich zufrieden mit dem heutigen Tag, hoffe dass sich der Fuss in der Nacht ein wenig erholt, schreibe meinen Bericht und freue mich schon aufs Bett.

Die Kirche bei der Unterkunft



 
 

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