Nach einer ruhigen Nacht erwache ich ziemlich erholt. Ich spüre zwar keinen Muskelkater in den Beinen, dafür merke ich, dass mein Rücken noch etwas Zeit benötigt, um sich wieder an das Wandern mit dem Rucksack zu gewöhnen. Das ist jedoch schnell vergessen, nachdem mich die ersten Schritte in die frische Morgenluft führen. Es hat kurz vor meinem Aufbruch noch geregnet und es riecht nach nassen Steinen, frischer Natur,... Bald hellt sich der Himmel wieder auf. Wie ich später am Tag noch feststellen werde, kann das Wetter schnell ändern 🙈

Blick zurück nach Yvorne
Die Route führt mich zuerst über ein paar Höhenmeter weiter hinauf in die Weinberge, und danach hinab nach Aigle. Dort suche ich die Touristinformation auf, um einen Stempel in meinen Pilgerausweis zu erhalten. Das ist am Ende einer solchen Reise ein schönes Andenken.. Bei der Frage nach dem Grund meiner Reise, es stehen einige Antworten wie religieuse, sportiv, culturel zur Auswahl, frage ich mich selbst nach dem Grund. Und komme auf die Antwort, dass ich gerne wandernd mit mir unterwegs bin, weil es mir Freude bereitet. Ich setze mich auch gerne in Kirchen, geniesse die Stille, singe ein Lied, bin einfach da.

Über die Brücke gelange ich in die Fußgängerzone von Aigle
Am Schloss Aigle vorbei führt mich der Weg aus dem Dorf hinaus, erneut an Rebbergen entlang und bald in einen Wald hinein. Ich geniesse die Abwechslung des Waldes, höre die Vögel pfeifen und ein Rascheln, wenn ich eine Eidechse aufschrecke und sie kurz verschwindet - um sich nach meinem Durchgang wieder an ihren Platz zu setzen.
Der Weg wird steiler. Er führt mich in die Höhe, von wo ich immer wieder einen schönen Ausblick über das Rhônetal geniessen kann.

Schloss Aigle
Das nächste Dorf ist Ollon. An mindestens 5 Brunnen komme ich vorbei, fülle an einem davon meine Flaschen wieder mit kühlem Wasser auf und setzen meinen Weg fort. Ich bin zufrieden unterwegs.

Durch den Wald
Erneut geht es aufwärts und abwärts - ich bin froh dass es nicht immer geradeausgeht - bevor mich der Weg an einer Bushaltestelle mit dem Namen "Via Francigena" und ein paar Häusern von Antagnes vorbei, an den Wildbach Gryonne führt.
Begleitet vom ständigen Rauschen des Wassers folge ich dem Kanal in Richtung Rhône.

Gryonne
Bei der Rhône angekommen beginnt ein Wind zu blasen und die Wolken ziehen sich ein wenig zusammen. Kurz darauf fallen ein paar Tropfen vom Himmel. Die Zeit reicht gerade, um dem Rucksack die Regenhülle überzuziehen und den Knirps aus dem Rucksack zu fischen - da hört es auch schon wieder auf.. 🙂 Von hier sind es noch ca 1,5 Stunden bis zu meinem heutigen Ziel Saint-Maurice.
2,5km vor ich ankomme beginnt es erneut zu regnen. Diesmal ein wenig fester, doch in der Zuversicht, dass es bald wieder aufhört, gehe ich mit dem Knirps schützend über meinem Kopf an einem Gebäude vorbei. Nach knapp 200 Metern suche ich dann doch Schutz bei einem kleinen Elektrizitätshäuschen. Leider reicht das nicht. Der Regen wird stärker und es beginnt leicht zu hageln. So eile ich die 200 Meter zurück und wechsle im Schutz des Gebäudes schon mal mein nasses T-Shirt gegen ein trockenes aus.

Wolken ziehen auf, Kirche in Massongex
Ein Mann, der am selben Ort mit dem Auto abgeholt wird, bietet mir an, mich nach Saint-Maurice zu fahren. Das Angebot nehme ich gerne an und kann 10 Minuten später auch noch die restlichen nassen Kleider gegen trockene tauschen.
Der Abend verläuft ebenfalls anders als erwartet. 😀 Bei einer Freundin zu Besuch, lädt uns ein Nachbar spontan zum Abendessen ein. Darum wurde es heute auch später als geplant..
Mit knapp 20km war die heutige Etappe etwas kürzer als die gestrige. Doch haben die Höhenmeter zu ungefähr derselben "Unterwegs - Zeit" geführt.
Bis bald,
Brigitte
Ach etwas hätte ich fast vergessen - die Schnecken hatten wohl gefallen am Regen 😅 Und ich an den Schnecken 😄

Hatte bisher Wandern nicht auf dem Radar - aber wenn ich deine Bilder sehe, muss ich doch bald mal darüber nachdenken. Gutes Erholung und vor allem gutes Wetter für die nächste Etappe.