Die Kirchenglocken schlagen gerade 10 Uhr abends, als ich beginne den heutigen Tag niederzuschreiben. Ich bin nach 32 km völlig zufrieden und müde in einem wunderbaren Bed and Breakfast angekommen. Wobei der Name nicht ganz stimmt, denn es gab ein sehr leckeres Abendessen. Praktisch alles war hausgemacht. Nun 15h zurück zum Beginn des Tages.

Unterwegs
Es ist 7:05, als ich heute morgen die Unterkunft verlasse. Ich habe schlecht geschlafen, bis nach 1 Uhr habe ich mich hin und her gewälzt. Aber ich startete trotzdem gut in den Tag.
Es geht ungefähr eine Stunde der Strasse entlang, danach zeigt der Wegweisern zu einem kleinen Weg. Dem Waldweg folgend geht es mal aufwärts mal abwärts, es ist anstrengend. Aber auch schön - ich höre die Vögel pfeifen und Grillen zirpen. Im nächsten Dorf ist die Kirche geöffnet - endlich mal wieder. Es ist angenehm kühl im Steinbau und ich singe ein Lied.

Einer der vielfältigen Wege heute
Der anfangs gemütliche Weg geht bald über in einen, sagen wir mal, Dschungelpfad. Er ist teilweise so zugewachsen, dass ich die Stöcke zur Hilfe nehme, um die Pflanzen beiseite zu drücken. Als ich es einmal mit der Hand mache, fange ich mir prompt eine Dorne ein, kann sie aber herausziehen. Da gestern jemand von Zecken in den nächsten 2 Tagen gesprochen hat, habe ich heute morgen die langen Hosen befestigt. Und bin froh darum. So kann ich in wenig unbeschwerter durch den italienischen Dschungel gehen.

Blick auf Berceto
Nach 2,5h Stunden bin ich für einmal froh, die Strasse zu erreichen und nicht mehr durch enges Gestrüpp und Wäldchen zu gehen.
Als ich sehe wie ein Käfer auf den Rücken fällt und zappelt, muss ich schmunzeln. Er schafft es wieder auf die Beine und auch ich gehe weiter.
Nach genau 3h erreiche ich Berceto. Ich kaufe eine Banane, gehe in den Dom und setze mich dann in ein Kaffee.

Ca eine Stunde später mache ich mich wieder auf den Weg. Nun heisst es Aufsteigen zum Passo della Cisa. Ich bin froh dass der grösste Teil des Weges heute im Schutz von schattenspendenden Bäumen verläuft. Dazu kommt, dass der Himmel nicht wolkenlos ist. Die Hitze drückt trotzdem, aber immerhin bin ich nicht der prallen Sonne ausgesetzt.
Der Weg von Berceto auf den Monte Valoria und runter auf den Pass della Cisa gefällt mir deutlich besser! Es ist der schönste Abschnitt des gesamten Tages. Der Waldweg ist breit, ich habe Platz. Ein paar Mal geht es steil aufwärts, dazwischen begehe ich einen gemütlich ansteigenden Weg.

Auf dem Monte Valoria
Ein Schmetterling umfliegt mich heute, zumindest ist das meine Vorstellung. Vielleicht haben sie sich hinter meinem Rucksack auch abgelöst, wer weiss.
Nachdem ich den Ausblick vom Monte Valoria genossen habe, gehe ich mit einem Westschweizer Pilger den Weg runter zum Pass. Gegen viertel vor zwei kommen wir an und treffen auf zwei weitere Pilger, die letzte Nacht auch in Cassio übernachtet hatten. Es waren viele Leute in der Unterkunft letzte Nacht - insgesamt 8.

Das Tor in die Toskana auf dem Pass
Eine viertel Stunde später trifft ein junger Franzose ein. Wir haben uns gestern schon unterhalten, ob es allenfalls eine Idee wäre, vom Pass noch ein Stück runter zu gehen. Der Abstieg ist beträchtlich. Ich für mich habe mich bereits entschieden, weiter zu gehen. Es ist mit zwie Ujr Nachmittags noch relativ früh und der Abstieg soll grösstenteils im Schatten verlaufen. Um 15h mache ich mich auf in den Abstieg.

Diese Hängebrücke schwingt fest hin und her
Der gestaltet sich anders als erwartet. Es geht erst durch Wald auf und abwärts, danach ein 600 Höhenmeter am Stück runter.. Ich merke, dass das linke Knie ab und zu ein wenig zieht. Aber mit langsam gehen, Einsatz der Stöcke und ein wenig anders Belasten schaffe ich es. Ich plange auf die nächste Ortschaft, in der wiederum ein Wasserhahn zu finden ist. Generell bin ich gestern und heute an vielen Wasserstationen vorbei gekommen. Da auch der Weg abwärts im Wald verläuft sehe ich die Ortschaft erst, als ich kurz davor bin.
Auch danach geht es erneut auf und abwärts. Die Wege sind schön, aussichtsreich, aber eben streng. Ich befinde mich ca bei Kilometer 25 des heutigen Tages. Als sich vor mir erneut ein Aufstieg auftut, schreie ich mal kurz in den Wald.. Das muss jetzt einfach raus.

FernSehen..
Um 18h habe ich es bis nach Previdè geschafft. Obwohl es von dort nur noch gut 20 Minuten bis ins Bed and Breakfast sind, es eine "Pilgeroase" hat in der es Bier gibt, und ich grösste Lust drauf hätte, bleibe ich meiner Einstellung treu. Alkohol gibt es erst bei der Ankunft... Da beim Abendessen jedoch eine Flasche Wein auf dem Tisch steht, gibt es für heute kein Bier. Der Wein schmeckt auch - nach einem solchen Tag vielleicht noch besser.

Angekommen, endlich
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