Um 5:15 erwacht der "Schlafsaal" heute morgen zum Leben. Es ist ein Zimmer mit 2 Kajüten- und 2 Einzelbetten. Ich habe tief geschlafen bis der erste Wecker klingelt. Nicht meiner.. Aber an Schlaf ist nun nicht mehr zu denken und so stehe ich ebenfalls auf.
Eine gute halbe Stunde später mache ich mich auf den Weg aus Monteriggioni. Es ist ein kleiner Ort, der einzige Platz, quasi das Zentrum und Dorf fast in einem, mit einem Blick überschaubar. Die Stadtmauer hat eine Länge von 570 Metern und mehr als 10 Türmen, der eine oder andere aktuell in Renovation.

Blick zurück auf Monteriggioni, 6 Uhr
Nach ca 20 Minuten verlasse ich die Strasse. Folgend führt der Weg durch Olivenhaine und an Feldern vorbei aufwärts. Dabei kann ich immer mal wieder einen Blick zurück auf den Ort werfen.
Die Erde in der heutigen Landschaft ist rot. Wie ich später feststellen werde, wird das meine Füsse am Abend, die tagsüber immer in den Sandalen stecken, schön farbig aussehen lassen 😄 . So richtig zur Geltung kommt die rote Farbe im Licht der Morgensonne.

Rote Erde um Siena
Nach gut 2h wandern, am Castello Chiocciola vorbei, erreiche ich den Weiler Punto Sosta. Knapp die Hälfte des Tages ist geschafft. Bei einem Haus ist im Garten eine kleine Oase für Pilger eingerichtet. Man merkt sofort, dass man willkommen ist. Einladende Sprüche, bemalte Schubkarren, offene Tore. Sogleich biegen andere Pilger um die eine und auf der anderen Seite der Wirt um die andere Ecke. Ich trinke einen Kaffee, esse ein Stück Kuchen.

"An den wichtigsten Kreuzungen des Lebens gibt es keine Wegweiser"
Im Wald höre ich mehrere Male einen Pirol singen. Danach geht es ein Stück der Strasse entlang, auf der immer wieder Autos vorbeifahren. Einige Bremsen ab, sobald sie mich am Rand gehen sehen. Andere nicht.. Ich bin froh, als der Weg wieder in den Wald einbiegt. Schon wieder ist mehr als 1h vergangen. Ich nehme all die Tage immer wieder wahr, wie schnell die Zeit vergeht, wenn ich gehe. Ein Schritt folgt dem andern, die Stöcke mal im Einsatz, manchmal in der Hand schwingend.

Auch die Wege sind rot
Um halb 10 mache ich im Wald 30 Minuten Pause. Habe ich heute ja noch fast nichts gegessen. Ich esse eine Banane, ein Stück Brot vom gestrigen Abendessen und trinke Wasser.
Nach den verbleibenden 8 km erreiche ich Siena um 11:20 Uhr. Bereits hinter der Porta Camollia sehe ich die ersten Vorbereitungen für das Palio di Siena, ein Pferderennen, das mitten in der Stadt auf der Piazza del Campo stattfindet. Scheinbar hat jedes Quartier ihre Flagge und 'ihr' Pferd. So ein wenig wie Zünfte bei uns? Auf alle Fälle treffe ich in allen Quartieren, durch die ich auf dem Weg zum Dom, Mittagessen und Ostello gehe, auf Festtische und Stühle. Teils in Verwendung, teils aufgeräumt. Wie die Schwester später in der Unterkunft erzählen wird, wird in allen Quartieren am Abend ein grosses Abendessen stattfinden.

Bereit für das Essen
So stehe ich nun in der Mitte der Piazza del Campo, sehe die einzelnen Gruppen hinter ihrem Pferd singen und einziehen. Gespannt, wie der Probelauf für das Rennen in von Samstag werden wird, habe ich mir einen Platz an der oberen Anschrankung gesichert. Wir sind nun bereits 4 Pilger, die sich auf dem Platz gefunden haben.

Obelisk heute auf dem Weg
Ich fühle mich lebendig und gleichzeitig ausgeglichen. Freue mich auf mein Bett und einen hoffentlich frühen Start in den morgigen Tag.
Einfach noch ein paar Fotos, weil es so schön war...


Wie Musiknoten stehen die Sonnenblumen auf dem Feld



Dom von Siena
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