Um 5 Uhr erwache ich heute morgen das erste mal. Ich spüre, dass ich noch ziemlich müde bin, drehe mich nochmals auf die Seite um weiterzuschlafen. Eine halbe Stunde später klingelt mein Wecker. Ich überschlage im Kopf kurz, wie lange ich für die Etappe benötige und entscheide mich, noch eine weitere Stunde liegenzubleiben. Doch es nützt nicht viel - auch um halb 7 ist mein Körper nach wie vor müde. Na gut, warum nicht einfach einen Tag hier bleiben? Am See sitzen, baden, käfele,... Die Entscheidung ist definitiv getroffen.

Sei gegrüsst
Um halb 8 stehe ich auf, packe meine Sachen zusammen und gehe aus dem Zimmer. Auf der Strasse erwartet mich eine Ruhe, alle Läden sind noch geschlossen, vereinzelt sitzen Menschen vor einer Bar. Ich könnte vermutlich eine weitere Nacht in dem Zimmer bleiben - aber irgendwie vermisse ich schon fast den Spirit der Gemeinsamkeit in den Ostellos. So spaziere ich mit Sack und Pack zur Kirche und setze mich ein wenig hinein. Die Pilgerunterkunft befindet sich in einem Kloster, die Schwestern sind gerade in der Messe. Während dem ersten Kaffee heute in einer Bar neben der Kirche sehe ich die Schwestern zurück ins Kloster gehen. So überquere ich um halb 9 die Strasse und läute. Ob sie für heute einen Platz hätten, ich sei zu müde um heute weiterzugehen. Das ist zum Glück kein Problem. Ich deponiere meinen Rucksack und nehme mit, was ich für ein paar Stunden benötige. Badeanzug, Badetuch, Wasser, Natel, Geldbörse.

Strandrestaurant
Zurück durchs Dorf gehe ich Richtung Schloss, das sich etwas erhöht befindet. Leider bin ich zu früh dran, die Tore sind noch verschlossen. So steige ich wieder hinab, kaufe Karten und Briefmarken, besuche die Tourist Information und begebe mich schliesslich zum Strand.
Es ist kurz nach 11 Uhr, als ich ins Wasser wate. Das Wasser fühlt sich angenehm frisch an. Wohl erst 1 Stunde später verlasse ich das kühle Nass wieder. Danach stehe ich ein wenig in der Sonne, lasse mich von ihr trocknen. Als ich fast ganz trocken bin, setze ich mich in den Schatten. Eine Katze schleicht umher und möchte ein wenig Streicheleinheiten. Die kriegt sie. Ebenfalls frage ich einen Mann, der sich gerade am Touristen Boot zu schaffen macht, ob es heute eine Tour gäbe. Ich erhalte die freudige Auskunft, dass Nachmittags um 16h eine Tour stattfindet. Jedoch werde ich mich später dagegen entscheiden. Es ist schlicht zu warm, um auf einem Boot über das Wasser zu gleiten.

Mal ein anderes Sujet 😂
Ein Piadina, ein Bier, eine Cola und einen Kaffee später gehe ich zurück zu den Schwestern um meinen Schlafplatz zu beziehen.
So halte ich ein wenig Siesta und schreibe ein paar Karten.
Kurz vor 18h gehe ich das zweite Mal zum See - eine Abkühlung kann ich gut gebrauchen. Auch wenn das Wasser vermutlich nicht mehr ganz so kühl ist wie vor dem Mittag. Auf dem Weg zum See sehe ich zwei Damen, die vor einem Haus sitzen und stricken.

Abend am See
Mittlerweile sind weitere Pilger eingetroffen und wir werden heute Nacht zu 7. im selben Raum schlafen. Zum Glück ist es ein grosser Saal mit ca 12 Betten. Aber es wird mich am Morgen motivieren, aufzustehen. Ich habe vorhin meinen Rucksack neu gepackt. Die Wanderschuhe, die ich seit vielleicht 10 Tagen mittrage, von Aussen nach Innen verschoben. Mal schauen, wie das aufgeht und ob ich noch genügend Platz für alles habe.
Am See geht ein angenehmer Wind und das Wasser ist wunderbar wellig! Sogar das Wasser des Springbrunnen bläst es zur Seite.

Bolsena am Abend
So habe ich heute den letzten Ruhetag genossen. Es verbleiben 7 Wandertage, 146.3 km (gemäss meinem Wanderführer) um am Mittwoch 13. Juli Rom zu erreichen. Langsam aber sicher setze ich mich damit auseinander, wie ich nach Hause gelange. Es freut mich sehr, dass Ana nach Rom reisen wird, um ein wenig Zeit mit mir zu verbringen. Ich stelle fest, dass ich die vergangenen Wochen langsam Revue passieren lasse. Es kommen mir Momente, Etappen, Unterkünfte, Erlebnisse in den Sinn. Ich möchte nach wie vor versuchen, im Jetzt zu bleiben.
Nun werde ich bald etwas zum Abendessen suchen. Und mich dann ganz dem widmen. 😄
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