top of page

Tag 49 - Viterbo - Vetralla

Autorenbild: Brigitte WanderlustBrigitte Wanderlust

Aktualisiert: 30. Jan. 2023

Am 5. Tag vor meiner Ankunft in Rom verlasse ich die Stadt Viterbo um 5:45 Uhr durch die Porta Romana. Das Piepsen der Fussgängerampeln an der Kreuzung ausserhalb der Stadtmauer stört die nächtliche Stille, die noch über der Stadt liegt.


Verzierung an einer Wand


Der Weg führt am Bahnhof vorbei. Ich stelle fest, dass drei Geleise weiss sind. Das hab ich bislang noch nie gesehen und frage mich, ob es gegen en die Hitze nützen soll. Mit dem Zug sind es etwas mehr als 2h bis Rom. Der Wegweiser dem ich folge, sagt 5h. 10 Minuten später steht immer noch 5h auf der weiss-roten Tafel.


Seltene Aussicht


Für heute standen zwei Varianten zur Auswahl. Eine etwas länger als die andere, dafür durch Wald und mit einer Ortschaft nach ca 8km. Ich habe diese gewählt, da ich gerne im Wald wandere. Zugleich hoffe ich, dass die Sandalen dafür ausreichen.


Aprikosenbaum


Zuerst entlang einer Strasse und danach über einen gut begehbaren Waldweg erreiche ich nach knapp 2h die Ortschaft San Martino al Cimino. Aussicht gibt es bis jetzt nicht viel, wenn ich zurück schaue sehe ich nur den Weg, den ich gerade gegangen bin. Im Dorf setzd ich mich für einen Kaffee hin. Als ich kurze Zeit später weitergehe, fröstelt mich ein wenig. Es windet und ist nicht allzu warm. Vielleicht das erste Mal seit dem 22. Mai suche ich bewusst die Strahlen der Sonne.


Der von aussen beeindruckende Bau der Kirche einer ehemaligen Zisterzienserabtei ist leider geschlossen.


Die Wärme an der Sonne geniessen


Nach dem Dorf tauche ich erneut im Wald ein. Noch immer sehe ich nicht viel weiter als den Weg, der vor mir liegt. Aus meinem Hosensack ertönt in angenehmer Erzählerstimme ein Hörbuch. Plötzlich höre ich ein Rascheln, nicht das feine von Eidechsen, sondern ein grösseres. Ich bleibe stehen, lasse den Erzähler verstummen und schaue nach vorne. 20 Meter vor mir klärt sich das Rätsel. Junge Wildschweine, mindestens derer sieben, kommen grunzend links aus dem Wald und überqueren den Wanderweg. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob es nur Frischlinge waren. Diese jedoch habe ich an ihrer Grösse, respektive "Kleinheit" und den Strichen erkannt. Ich fühle mich ein wenig verunsichert und erstarrt. Soviel ich mich erinnere ist mit den Grossen nicht zu spassen... Ist wohl ein Mutterschwein zugegen? Ich nehme meine beiden Wanderstöcke und schlage sie gegeneinander. Ich höre die Tiere nicht mehr, daher gehe ich aufmerksam weiter bis zur Stelle, wo sie die Seite gewechselt haben. Bleibe zwei Meter danach erneut stehen. Ich bin ein wenig aufgeregt, höre das Rauschen des Windes in den Bäumen. Und nehme jedes noch so kleine Geräusch wahr. Zumindest meine ich das. Aber es scheint ganz so, als hätten sich die Tiere ins Dickicht zurückgezogen.


Die Kraft der Natur


Ruhig und gelöst gehe ich weiter. Der Weg wechselt sich ab von Wald zu Land und Sonne zu Schatten. Kontinuierlich nähere ich mich der nächsten kleinen Ortschaft Tre Croci. Ich kaufe einen Kaffee und ein paar gesalzene Nüsse.

Mehr als einmal bestaune ich heute die Kraft der Natur. Wie Wände Risse aufweisen und darin Wurzeln wachsen. Was sind meine Wurzeln des Lebens und verspüre ich durch sie auch eine solche Kraft?


Von da ist es nun nicht mehr weit bis zum Ziel. Etwas später weist mich ein Wegweiser auf einen kleinen Park mit Quellwasser hin (Parco della Sorgente di Fossato Callo). Dort angelangt ziehe ich die Sandalen aus und bade meine Füsse mindestens 20 Minuten im kühlen Nass.


Um 12:45 komme ich im Dorf Vetralla an. Ich setze mich ein wenig hin umd spüre, wie ich müde bin. Hätte ich ein Bett bei mir würde ich sofort einschlafen...


Heiliger Benedikt


In einem Fischrestaurant esse ich ein Tris di Tartar und Spaghetti mit Muscheln, dazu trinke ich ein Glas Weisswein. Es Ist bereits 14:50, als ich mich der Via dei Cappuccini auf den Weg zum Benediktinerinnenkloster mache, wo ich heute Nacht schlafen werde. Nachdem ich geduscht und meine Kleider gewaschen und an die Sonne gehängt habe, lege ich mich sifs Bett und schlafe ein. Um 17:20 erwache ich wieder. Obwohl der Tag nicht streng war, fühle ich mich müde. Und glücklich.


Um 19h feiert ein polnischer Priester, Sr. Alba und ich einen Gottesdienst. Der polnische Priester kann zwar fast kein italienisch, verwendet aber trotzdem die Texte aus dem italienischen Messbuch. Manchmal wechselt er ins Polnische. Ich lese in italienischer Sprache aus den Briefen und bete manchmal in Deutsch und die Schwester in italienisch. Ich mag die Schwester, sie hat ein verschmitztes Lachen.


Ohne Worte


Kurz vor 20h erhalte ich Abendessen. Ich esse alleine. Schwester Maria-Benedetta bringt 4 Platten und Schüsseln. Das würde mindestens für 3 reichen! Gesättigt schreibe ich nun den Bericht zu Ende und gehe bald schlafen.




 
 

Commenti


bottom of page