Ein älterer Mann, ein Hund und wir zwei Pilgerinnen - wir haben die letze Nacht in Pascelupo übernachtet. Eine kleines Dorf. Die kleine Kirche ist beim letzten Erdbeben innen zerstört worden, zusammengefallen. Sie ist deshalb geschlossen. Im Dorf wohnt nur der Herr mit dem Hund. Im Nachbarsdorf oberhalb, dort wo unsere Gastgeberin wohnt, sind es 12 Leute. Wofür die Strassenlaternen vor unserer Unterkunft die ganze Nacht geleuchtet haben, ist mir ein Rätsel.

Leere Bank in Pascelupo - wann hier wohl das letzte mal jemand gesessen hat?
Ich hab mir vorgenommen früh zu starten da heute 26.5 km und 650 Höhenmeter auf dem Programm stehen. Eine ganze Menge 😅 den ersten Abstieg bringe ich relativ gut hinter mich und auch den Aufstieg, der gleich darauf folgt. Natürlich wiederum im Wald. Gestern dacht ich mehr als einmal: wohin das Auge sieht ist Wald. Mal ist er eng, mal breit und lichte, mal dunkel. Mal führt ein Bach hindurch oder ein Wasserfall durchbricht das Grün. Wie heute.

Blick zurück auf Pascelupo
Nach dem steilen Aufstieg führt ein breiter Weg wieder abwärts. Danach führen die ganzen Kilometer in gemütlichem auf und ab der Hügelkette entlang. Kein einziges Dorf hatte heute eine Bar (ausser dem Zielort, was aber eine Stadt ist). In meiner Erinnerung waren die vergangenen Wege, die ich in Italien schon gegangen bin, belebter. Diese Tage treffe ich nur selten auf Menschen. Ich habe heute wohl mehr Tiere als Menschen gesehen. Die Stadt ausgenommen. Zu den Tieren gehörten ein Fuchs, eine Schlange, etwa 4 Hühner, geschätze 10 Hunde, 2 Katzen, und Vögel hab ich gehört.

Eine Bank, ein seltener Anblick während diesen Wandertagen
Frische Wäsche an der Leine oder ein neues Kamimrohr am Haus lassen mich vermuten, in welchen Häusern Menschen wohnen.
Um halb 12 hab ich ca 11 Kilometer hinter mir. Mein Ziel ist die Abbazia di san Cassiano, wo ich Mittagsrast halten möchte - nur, ich verpasse die Abbazia.. Und das nur deshalb, weil ich ein Bild mit der Abbazia verknüpft hatte, das erst zur morgigen Etappe gehört.

Nicht mehr weit bis zum Ziel
Nun ja, so lege ich um 13:45 eine kurze Rast ein, esse einen Apfel und einen Nussriegel, bevor ich mich auf die letzten 8 Kilometer nach Fabriano mache. Kurz vor 16h erreiche ich Fabriano. Ich setze mich in die Kirche di San Nicolò und bin überrascht, als auch Genoveva etwas später die Kirche betritt. Wir sind den ganzen Tag mehr oder weniger alleine auf dem Weg gewesen. Wir schlendern (wenn man das nach 25km mit 11kg so nennen kann) Richtung centro und kaufen uns ein Eis.
Nach einem Bier und ein paar Chips richten wir uns im B&B ein, gehen nach 19 Uhr etwas essen und sind nun zufrieden zurück im Zimmer.

Der Brunnen Sturinalto in Fabriano aus dem Jahre 1285
Da die nächsten beiden Etappen je ca 25 Kilometer und 1150 und 800 Höhenmeter anpreisen habe ich mich heute entschieden, diese in 3 Tagen zu gehen. Die Höhenmeter bleiben zwar aber sie sind dann nicht so lange. So werde ich morgen eine relativ kurze Etappe mit wenig auf und ab gehen.
Heute sah ich eine Schnecke zuoberst auf einem spitzen Stein und habe mich gefragt, ob sie sich wohl auch wie zuoberst nach einem Aufstieg fühlt 😅
In diesem Sinne, gute Nacht. Ich werde bald in die Tiefen des Schlafes absteigen.
Wasserfall Sturo della Piscia

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