Heute ist es umgekehrt, ich wähle einen anderen Weg als die Via Francigena. Es gibt bis zum Stausee eine Straße, die verläuft sachte nach oben. Genau der richtige Einstieg, um den Anstieg auf den Pass später unter die Füsse zu nehmen.

Weg zum Stausee
So gehe ich um viertel nach neun los. Nach einer halben gemütlichen Stunde auf der Strasse, gerade als ich denke es ist wohl für die Murmeltiere noch zu früh, erblicke ich eines zu meiner Linken am Hügel. Später werde ich noch einige Mungge-Löcher sehen, aber die Tiere nur pfeiffen hören und keines mehr sehen.
Ein paar 100 m weiter befindet sich eine Bienenstation. Gerade kommen 2 Leute und laden die Bienenkästen aus. Ich mache mich lieber vom Acker, denn sie tragen einen Gesichtsschutz..
Die Vögel singen und die Sonne scheint. Ich wandere auf der Ostseite des Tals bis zur Staumauer. Somit bin ich die erste Zeit des Tages noch nicht voll der Sonne ausgesetzt...

Eine gute Stunde nach meinem Aufbruch bin ich unterhalb der Staumauer. Jetzt wechsle ich die Talseite und bin somit mit der Sonne unterwegs. Die langärmlige Jacke behalte ich jedoch noch an, da ich mir gestern die Unterarme ein wenig verbrannt habe 🙈
Die letzten Bäume geben mir noch Schatten. Nach dem Aufstieg an die obere Seite der Mauer nähere ich mich dem Stausee und frage mich, ob ein See auch ein See ist wenn kein Wasser da ist, oder was es dann ist.. Aber voilà, ganz leer ist er nicht.
Im See gibt es eine "Insel" schwimmender Sonnenkollektoren. Eine interessante Idee um mehr Energie zu gewinnen..

Rechts die schwimmenden Solarinseln
Neben der Staumauer stehen zwei Wohnwagen, es ist alles ruhig. Vielleicht sind sie auch ein wenig wandern oder sie schlafen noch 😄
Stets etwas aufwärts aber angenehm führt der Weg dem Stausee entlang. Etwa in der Hälfte des Sees geht der Weg in einem Bergwanderweg über und ist nun für einen Abschnitt ein wenig steiniger.

Der Weg wechselt sich nun ab zwischen Wiesen und steinig. In leichtem auf und ab geht es weiter. Ich überquere einige Bäche, entweder über Steine oder über Brücken.. Die Einfahrt zum Autotunnel kommt in mein Blickfeld. Hier lasse ich definitiv die Baumgrenze hinter mir..
Eine Gruppe Töfffahrer macht sich auf den Weg auf die Passstraße, muss aber bald wieder umkehren da die Barriere noch geschlossen ist. Offiziell öffnet der Pass am 1. Juni, obwohl die Straße bereits jetzt schneefrei ist. Mir soll es recht sein, so habe ich einen autofreien, ruhigen Aufstieg.
Es ist nun fast 12 Uhr. Nur ein paar Velofahrer machen sich auf den Weg zum Pass.

Da waren doch noch ein paar Bäume...
Kurze Zeit später mache ich bei einer noch geschlossenen Alphütte Pause. Ich ziehe mein T-Shirt zum trocknen aus, esse ein paar Oliven und einen Apfel. Ebenfalls creme ich mich ein und lege weisse Tücher zum Schutz des Sonnenbrand um meine Arme...

Erfrischende Natur
Weiter geht es über Wiesen, Stock und Stein gemütlich aufwärts Richtung Pass. Ein paar Schneefelder liegen noch, das eine oder andere überquere ich. Aber größtenteils ist der Schnee geschmolzen. Dafür hat es etliche kleine Rinnsale und Bächlein, die den Weg überqueren oder sich gar entlang der Wege ausbreiten. So teilen das Wasser und ich uns zeitweise die Strecke. Auch die Bäche haben relativ viel Wasser. Ich mag es, entlang des Flusses zu gehen. Denn das frische Sprudeln und die Gletscherfarbe des Wassers haben etwas kühlendes.

Schutzhütte welche ich zum Glück nicht benötigte
Um 20 vor 3 treffe ich auf dem Pass ein. Ausser dem Hospiz ist alles geschlossen. Es gibt jedoch eine warme Suppe und ein Bier bei der Ankunft. Ich treffe hier auf ein paar andere Wanderer.
Ich geniesse die Ruhe, keine Autos, nicht viele Menschen,... Das erste Juni Wochenende ist es - wenn schön Wetter - bestimmt turbulenter...

Schnee am Grand-Saint-Bernard
Zufrieden und müde gehe ich nun auch schon schlafen. Wie weit ich morgen gehe, ist nicht festgelegt. Ich werde sehen wie weit mich meine Füsse tragen werden...
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