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Tag 7 - Albacina - Poggio San Vicino

Autorenbild: Brigitte WanderlustBrigitte Wanderlust

Nachdem ich gestern abend meine Füße gebadet und heute morgen wo nötig Pflaster angebracht habe, gehe ich um 7:50 Uhr aus dem Haus. Es erwartet mich ein blauer Himmel und Sonnenschein. Ich bin froh, dass die Sonne hinter dem Berg aufgeht, den ich heute morgen unter die Füße nehmen werde. Denn so liegt der Weg im Schatten. Der Anstieg über ca 6 km ist gemäss dem Wanderbuch der herausforderndste des ganzen Cammino. So tausche ich heute morgen die Sandalen wieder gegen die Wanderschuhe aus.


Erster Blick zurück ins Tal


20 Minuten später beginnt der Anstieg. Erst ist es noch ein breiter Weg der später in einen Pfad überführt. Kurz nach 9 Uhr kann ich das erste mal hinunter ins Tal blicken und bin erstaunt, wieviel ich bereits an Höhe gewonnen habe. Auf und ab führt der Weg weiter bis ich um viertel vor 10 beim Eremo di Santa Maria dell'Aquarelle ankomme. Gemäss den alten Chroniken der Kapuziner hat hier 1529, kurz nach der Gründung der Ordenskongregation, das erste Kapitel stattgefunden. Aus diesem gingen die Ordnungen von Albacina hervor, ein rudimentäres Dokument, das den Grundstein für die spätere Gesetzgebung des Ordens legte.


Eremo Santa Maria dell'Acquarella


Nachdem mir der gerade anwesende Pfarrer die Geschichte erzählt und für mich in den kleinen Turm aufgeschlossen hat (es waren nur zwei Stockwerke), tausche ich mein Wasser in der Flasche gegen frisches von der Quelle aus, verabschiede mich und setze meinen Weg fort.


Es ist weiterhin ein gut zu gehender, breiter Waldweg aufwärts. Es kommen mir 2 Männer und 2 Autos entgegen. Ich vermute sie gehen zur Messe die um 11 Uhr bei der Kapelle stattfindet. Die nächsten vielleicht 800 Meter muss ich mir den Weg selbst ein wenig suchen, denn er führt gerade über eine Wiese aufwärts. Einen vorgegebenen Pfad gibt es nicht.


Schöner Weg im Wald


Kurz nach halb 1 erreiche ich Poggio San Romualdo, sozusagen das heutige Höhenziel. Das Restaurant und die Bar sind noch geschlossen, ich begegne nur ein paar wenigen Velofahrern. Ich setze mich auf eine Bank (von denen es hier oben zuhauf gibt), wechsle die Socken, esse etwas und schnüre mir die Schuhe wieder an die Füsse. Etwas fester als zuvor, denn nun geht es abwärts.


Ehemalige Abtei Valdicastro


Durch einen lichten Blättertunnel und danach wiederum über eine Wiese, in der ich Insekten zirpen und Bienen summen hören kann, erreiche ich eine unbefestigte Strasse. Vorbei an der Abtei Valdicastro, die zwischen 1005 und 1010 gegründet worden und heute ein Restaurantbetrieb ist, mache ich mich an die "Umrundung" des Monte La Torre. Ich bin froh geht es rundherum. Kurz folge ich dem schönen Weg ein Stück zuweit bevor ich bemerke, dass ich eine Abzweigung verpasst habe. Auf dem Wiesenweg sonnt sich eine Blindschleiche auf einem Erdhügelchen. Sie macht sich auf und davon.


Der falsche Weg - dafür schön


Die restlichen Kilometer ziehen sich abwärts dahin bis ich um 16:15 in meiner heutigen Unterkunft einem Agriturismo, ankomme. Die Gastgeberin macht mir ein paar Bruschette mit Olivenöl, welche mir sehr schmecken. Und auf meinen Wunsch einen Kamillentee - da ich den so gerne trinke (was hier fast keiner zu verstehen vermag).


Ich bin stolz auf den heutigen Tag.


 
 

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